Heike Scholl-Braun schlägt in diesem Vortrag einen weiten Bogen. Zunächst kritisiert sie den Begriff “systemrelevant”, indem sie den Menschen statt eines – wie auch immer beschaffenen – Systems in den Vordergrund rückt. Den “Systemblick” begreift sie als Zugangsweise, die sich von der Präferenz einer Regellogik Problemlösung erhofft. Aber Leben resultiere nicht aus bloßer Regelbeachtung, sondern aus Wertorientierung. Werte wiederum entspringen dem menschlichen Transzendenzbezug – der Bedeutung, die das Wahre, Gute und Schöne für Menschen habe. Dieses Wahre, Gute und Schöne ist nun Sache der Kultur. Und, so Scholl-Braun, wenn Regeln und Systeme präferiert würden, dann fiele Kultur – hier geht es ihr insbesondere um die Kulturausübung von Laien, etwa in Laienchören – leicht unter den Tisch. Dagegen wehrt sich Scholl-Braun und klagt das Recht der Menschen auf “Lebensrelevanz” ein – und somit der Laiengruppen, trotz der CORONA-Sicherheitsmaßnahmen realistische Möglichkeiten zur Ausübung ihrer kulturstiftenden Tätigkeiten zu erhalten. Der Fokus politischen Handelns dürfe nicht darauf liegen, was “nicht gehe”, sondern es müssten – trotz aller Absicherungen gegen die Übertragung des Virus – tragfähige Varianten geschaffen werden, die Laienkultur weiterhin möglich machen. Schauen Sie auch den zweiten Teil dieses Vortrags.